"Ich erinnere mich an 1963, als ich im Stadtteil Söder von Stockholm acht Tage lang Zeitungen austrug. Kein einziges Mal bekam ich einen Abonnenten zu Gesicht, niemals wurde ich zum Kaffee eingeladen, aber was konnte man bei acht Tagen auch schon erwarten. Nachts um drei Uhr holte mich einer mit einem PV 444 ab, ich stand immer an einer Ecke des Högalidsparks und fror vor einem geschlossenen Kiosk.
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Er mit dem Volvo, weshalb nur erinnere ich mich nicht, wie er hieß, hatte tagsüber eine andere Arbeit. Er musste bei LM Ericsson an Mittsommer exakt um 7 Uhr die Stechkarte betätigen. Kam er auch nur eine Minute zu spät, wurde ihm ein Viertel des Lohns abgezogen.
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Ich war 18 Jahre alt. Im PV 444 erzählte ich ihm von mir. Dass ich Schriftstellerin werden und Bücher schreiben wollte. Dass ich das eines schönen Tags tun würde. Ich las ihm meine selbstgeschriebenen Gedichte vor, während er von der Hornsgatan zum Austragebezirk fuhr, wo immer das auch war."


Aus: Bodil Malmsten: Svartvita bilder.
Stockholm 1988, 1990 Tidens förlag. S. 10-11 (Textpassage aus dem Schwedischen von Walter Wolf)